Die folgende Geschichte nimmt am Schreibwettbewerb im Rahmen des Mitmachprojektes im Schreiblust-Verlag im Monat April 2020 teil. Insgesamt wurden im Rahmen des Wettbewerbs drei Versionen zum Monatsthema "Griff ins Klo" eingereicht, die sich auch durch inhaltliche Änderungen voneinander unterscheiden. Dies hier ist der Versuch, alle drei Versionen miteinander zu verknüpfen.
Griff ins Töpfchen
Winfried Dittrich
„Schreiber.“
„Guten Tag Frau Schreiber. Hier spricht Oberkommissar Kwiatkowski-Schulze von der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr-Kreis“, war aus der Hörmuschel des Telefonhörers zu vernehmen.
„Horst?“
„Laura?“
„Ja. Wie kommt es, dass du mich zu Hause anrufst?“
„Wir haben hier so einen merkwürdigen Typen, den wir ohne Papiere in einem gestohlenen Fahrzeug aufgegabelt haben.“ Es war so, als ob man das Grinsen des Polizeibeamten durch das Telefon hindurch hören konnte. „Er behauptet, er sei dein Ehemann.“
„Das kann nicht sein. Ich hab Olli noch vor eineinhalb Stunden gesehen. Er war bei mir in der Dienststelle.“
„Oliver Schreiber, geboren am 11. August 1980, sagt er.“
„Das ist er“, Laura ließ sich auf den Hocker fallen, der neben dem Telefonbänkchen im Hausflur stand.
„Oh“, klang es nun in einem professionell ernsten Tonfall aus der Hörmuschel. „Du musst ihn identifizieren, weil er sich nicht ausweisen kann.“
Laura atmete mehrmals tief ein und aus.
„Laura, komm erstmal zu uns auf die Dienststelle. Wir regeln das.“
„Mir ist ganz schlecht! Ich komme jetzt gleich.“
***
Sie warf die hochhackigen Schuhe zurück in den Schuhschrank und zog sich dann die flachen Ballerinas aus, die sie für die Autofahrt zur Polizeiwache angezogen hatte. „Ich habe heute im Büro extra früher Schluss gemacht, damit wir pünktlich in die Oper kommen! An unserem Jahrestag! Jetzt sind wir zu spät dran!“ Sie ging ins Ankleidezimmer und legte das Abendkleid ab.
Sie öffnete eine Schublade und warf die guten Strümpfe hinein. „Ich hatte eine Überraschung für dich.“ Dann legte sie die Spitzen-Unterwäsche ab und zog ein frisches Nachthemd aus der Kommode.
Als Oliver seinen Kopf um die Ecke reckte, um einen bereuenden Blick auf seine entkleidete Ehefrau zu werfen, knallte sie die Tür vor ihm zu. „Uppsi“, sagte Oliver laut und ließ auf das Ehebett nieder.
„Oliver, ich schlafe heute im Gästezimmer!“, hörte er durch die geschlossene Tür. „Wenn das nicht unser letzter Jahrestag gewesen ist!“
***
„Guten Morgen, Schatz. Hmmm… Kaffee… Darf ich eine Tasse?“, fragte er als er sich zu Laura an den nur für eine Person gedeckten Küchentisch setzte.
„Oliver, du und die Küchenzeile, ihr habt was gemeinsam. Ihr habt keine Tassen mehr im Schrank. Du musst dir eine aus der Spülmaschine nehmen und sie selbst abspülen“, sagte Laura und setzte ihren biestigen Gesichtsausdruck auf. Dann köpfte sie ihr Frühstücksei, anstatt es, wie sonst immer, zu klopfen. „Du hast uns den Jahrestag verdorben. “
Oliver saß weiterhin ohne Kaffee am Tisch. Oliver wusste, wenn Laura Oliver Oliver nannte, dann herrschte Alarmstufe ROT. „Meintest du das gestern ernst mit letztem Jahrestag? Ist einfach ganz blöd gelaufen, gestern. Entschuldigung. Ich hab einfach mal wieder meinen Geldbeutel zu Hause vergessen.“
„Ja, meinte ich! Für den Moment zumindest. Du hattest ja am Ende nicht besseres mehr zu sagen als Uppsi. Deine Uppsis habe ich echt satt! Und die ganzen Verwarnungsgelder! Die waren so teuer wie der Abend, wenn wir ausgegangen wären. Ich habe die gestern einfach so akzeptieren müssen, um lange Verfahren zu vermeiden. “
„Den Abend können wir doch bald nachholen, Schatz. Den fliegenden Holländer führen sie regelmäßig auf. In einem halben Jahr ist wieder eine Vorstellung. Es tut mir echt leid.“, sagte er.
„Das Abendkleid passte mir gerade so gut.“
„Das wird dir doch auch in einem halben Jahr noch passen!“ Oliver schüttelte mit dem Kopf, stand auf, ging zur Küchenzeile, holte eine Tasse aus der Spülmaschine, wusch sie schnell ab und goss sich einen Kaffee ein.
„Der ist aber dünn. Ist das Tee?“
„Nein. Kaffee. Ich hab ihn halt etwas dünner gemacht, als du. Musst du ja nicht trinken!“, giftete Sie zurück.
Oliver ging zum Kühlschrank und öffnete die Kühlschranktür. „Keine Salami mehr.“ Dann holte er die Frischhaltebox mit dem gelben Deckel heraus.
„Mach die Käsebox wieder zu oder ich breche dir hier quer über den Tisch!“, sagte Laura mit einem schrillen Unterton und kniff sich dabei die Nase zu.
„Was ist denn mit DIR los?“, fragte er und legte die Box wieder zurück in den Kühlschrank. „Mit welchen Ausdrücken wirfst du denn um dich? Als ich der Käseverkäuferin neulich noch sagte, dass ihre Arbeit doch mit der Arbeit in einer Parfümerie vergleichbar ist, hast du dich kaputt gelacht.“
Er holte ein Glas aus dem Küchenschrank und füllte es mit Leitungswasser. Dann setzte er sich wieder an den Tisch. Er kniff die Augen zusammen und blickte Laura an.
„Gestern hast du mir die neuen Topfblumen ins Büro gebracht, die ich mir zum Jahrestag gewünscht hatte. Und keine zwei Stunden später bist du Auto gefahren, zu schnell, ohne Papiere, mit Handy am Steuer, in einem Auto, das dir nicht gehört, das du dir ohne Absprache von deiner Mutter ausgeliehen hast und bei dem der TÜV abgelaufen ist, Oliver!“ Laura knallte das Brotmesser im Takt ihrer Worte auf das Schneidbrett.
„Ja, und? Hat sich doch alles aufgeklärt. Du musst doch jetzt nicht so hysterisch werden.“
„Oliver, ich arbeite beim Ordnungsamt und leite die Abteilung für Verkehrsdelikte! Die Ordnungswidrigkeitsverfahren wären bei mir in der Behörde geführt worden, von meinen Mitarbeitern. Diese Peinlichkeit musste ich vermeiden. Gott sei Dank ist der Polizist ein diskreter Kollege. Wenn das die Runde machen würde, dann könnte ich mich da nicht mehr blicken lassen!“
In diesem Moment brummte Lauras Handy. Eine Sprachnachricht. Sie kam von ihrer Schwiegermutter und Laura spielte sie laut vor:
„Hallo Schwiegertochter, kommt ihr denn heute zum Kaffee? Wie immer zu eurem Jahrestag? Mit dem Olli hab ich gleich noch ein ganz dickes Hühnchen zu rupfen! „Uppsi, Entschuldigung, Mama“ hat er mal wieder geschrieben. Am Montag hätte ich eigentlich einen Termin in der Autowerkstatt wegen dem TÜV und so gehabt. Aber den muss ich jetzt absagen, weil ich das Auto erst am Montag bei dem Abschleppunternehmer abholen kann. Vorher brauche ich noch so einen Wisch von der Polizei, weil ich dem Polizisten gestern erst gesagt hab, dass das Auto nur gestohlen worden sein kann. Da rechnete ich doch nicht mit, dass der Olli sich das einfach nimmt. Jetzt krieg ich vielleicht noch Ärger wegen Falschanzeige.“
„Erklärst du mir jetzt mal, was da gestern passiert ist, Oliver?“, fragte sie und schüttete sich noch ein wenig Kaffee ein, den sie mit viel Milch verdünnte.
„Okay, ich bin von deiner Dienststelle mit dem Auto zurückgefahren, hab mir an der Pommesbude noch drei Burger und einen Kaffee geholt. Mama hat ja immer so einen Kleingeldvorrat im Aschenbecher und der reichte dafür. – Und dann habe ich die Geschwindigkeit auf der Landstraße unterschätzt. Ich hab diese Technomusik gehört und da gehen immer die Pferde mit mir durch. Da ist diese Kurve, in der nur fünfzig erlaubt ist. Dort war ich zu schnell. Und dann schritt der Polizist auf die Straße und hielt mich an“, erklärte Oliver und nippte dabei abwechselnd an dem dünnen Kaffee und seinem Wasser.
„OK. Normalerweise verhält man sich ruhig, bekommt dann einfach ein Verwarnungsgeld angeboten, bezahlt das oder nimmt den Zahlschein mit, und dann fährt man einfach weiter.“
„Na ja, die Musik habe ich über mein Handy gehört. Das hatte ich in meiner Hand und da lief sogar noch das Musikvideo zu der Musik. Das Handy hab ich dann schnell ausgeschaltet und in den Fußraum geworfen – wo der Kaffee stand. Der ist dann umgefallen und ergoss sich langsam in den Fußraum. Da musste ich schnell hingreifen, zog dabei am Lenkrad und machte einen Schlenker nach rechts, so dass ein Polizeibeamter ausweichen musste. Das hat mich schon mal ziemlich nervös und die Polizisten sehr aufmerksam gemacht. Die dachten wohl, ich fahre so, weil ich betrunken bin. Und dann haben sie sich das Auto näher angesehen.“
„Das ist ganz großer Mist, Oliver, weißt du das? Stell dir mal vor, du würdest den Führerschein verlieren! Wie willst du dann noch arbeiten? Du bekommst auf jeden Fall Punkte wegen der Handynutzung und dem abgelaufenen TÜV. Du bist total verantwortungslos!“
„Ich brauche keinen Führerschein. Als Taxifahrer möchte ich nicht mehr arbeiten. Du gehst doch arbeiten und seit deiner Beförderung es reicht für uns beide. Du bist doch so hinter mir her, dass ich mein Studium endlich abschließe und sonst keine Verpflichtungen eingehe.“
„Keine Verpflichtungen…“, sagte Laura leise und verstummte. Resignation und Unverständnis standen in ihrem Gesicht.
„Laura, was stimmt nicht mit dir?“ Er stand auf und räumte den Tisch ab. Dann nahm er den vollen Müllbeutel aus dem Mülleimer und ging ins Bad. „Ich bringe jetzt erstmal den Müll raus und dann gehe ich frische Luft schnappen!“ Als er das Pedal des Badezimmermülleimers betätigte und sich die Klappe vollständig geöffnet hatte, sah er einen stiftartigen Gegenstand mit einem Sichtfenster an der Seite, in dem zwei gerade Linien sich kreuzten.
Oliver hielt inne und erinnerte sich schleierhaft an das Wort Überraschung, das er am Vorabend aus ihrem Mund gehört hatte.
„Uppsi, Olli“, hörte er Lauras Stimme hinter sich sagen.
Oliver wurde heiß und kalt. Hatte Laura ihm gerade mitgeteilt, dass sie schwanger war? Ihm wurde schwindelig. Er blickte nochmal in den Mülleimer. In dem Sichtfenster verschwanden die gekreuzten Linien. Dort schimmerte jetzt stattdessen so etwas wie sein Spiegelbild. Es war der Oliver mit den langen "Elvis"-Koteletten. Der Oliver, der immer noch nicht richtig aufgehört hatte, zu trinken. Der Oliver, der nichts vertrug, schnell betrunken war, und dann mit den Konsequenzen leben musste. Und auch gut damit leben konnte, denn die Konsequenzen waren ihm meistens egal.
Das vor ihm, das konnte nur eines dieser Dimensionsportale sein, von denen er einmal gehört hatte. In der Kellerkneipe des Studentenwohnheims, das in den ersten vierzehn Semestern sein Zuhause war. Man musste die Augen schließen, um eine Verbindung herzustellen.
Er schloss die Augen und sah Laura im Flur der Wohnung ans Telefon gehen. Und er hörte Stimmen:
„Schreiber.“
„Guten Tag Frau Schreiber. Hier spricht Oberkommissar Kwiatkowski-Schulze von der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr-Kreis“, war aus der Hörmuschel des Telefonhörers zu vernehmen.
„Horst?“
„Laura?“
„Ja. Wie kommt es, dass du mich zu Hause anrufst?“
„Wir haben hier so einen gammeligen Typen aufgegabelt. Total besoffen.“ Es war so, als ob man das Grinsen des Polizeibeamten durch das Telefon hindurch hören konnte. „Er behauptet, er sei dein Ehemann.“
„Das kann nicht sein. Ich hab Olli noch vor eineinhalb Stunden gesehen. Er war bei mir in der Dienststelle.“
„Oliver Schreiber, geboren am 11. August 1980, sagt er.“
„Doch, das ist er“, Laura ließ sich auf den Hocker fallen, der neben dem Telefonbänkchen im Hausflur stand. „aber er trinkt nicht, weil er nichts verträgt.“
„Oh“, klang es nun in einem professionell ernsten Tonfall aus der Hörmuschel. „Du musst ihn identifizieren. Er hat keine Papiere dabei. Nur einen leeren Flachmann, auf dem Heinz Schreiber steht.“
Laura atmete mehrmals tief ein und aus.
„Laura, komm erstmal zu uns auf die Dienststelle. Wenn er dann transportfähig ist, kannst ihn mitnehmen. Alleine schafft er das nicht.“
„Mir ist ganz schlecht! Ich komme jetzt gleich.“
***
Sie warf die hochhackigen Schuhe zurück in den Schuhschrank und zog sich dann die flachen Ballerinas aus, die sie für die Autofahrt zur Polizeiwache angezogen hatte. „Ich habe heute im Büro extra früher Schluss gemacht, damit wir pünktlich in die Oper kommen! An unserem Jahrestag!“ Sie ging ins Ankleidezimmer und legte das Abendkleid ab. „Unserem letzten Jahrestag!“ Sie öffnete eine Schublade und warf die guten Strümpfe hinein. „Ich hatte eine Überraschung für dich.“ Dann legte sie die Spitzen-Unterwäsche ab und zog ein frisches Nachthemd aus der Kommode.
Als Oliver seinen Kopf um die Ecke reckte, um einen bereuenden Blick auf seine entkleidete Ehefrau zu werfen, knallte sie die Tür vor ihm zu. Oliver torkelte zurück und fiel rücklings auf das Ehebett. In total verdreckter Gartenbekleidung, einschließlich seines dicken Wintermantels und der dicken Lederstiefel lag er nun da und sagte noch leise „Uppsi“ bevor er einschlief.
„Oliver, ich schlafe heute im Gästezimmer!“
***
„Guten Morgen, Schatz. Hmmm… Kaffee… Darf ich eine Tasse?“, fragte er als er sich zu Laura an den nur für eine Person gedeckten Küchentisch setzte.
„Du und die Küchenzeile, ihr habt was gemeinsam. Ihr habt keine Tassen mehr im Schrank. Du musst dir eine aus der Spülmaschine nehmen und sie selbst abspülen“, sagte Laura und setzte ihren biestigen Gesichtsausdruck auf. Dann köpfte sie ihr Frühstücksei, anstatt es, wie sonst immer, zu klopfen. „Du hast uns den Jahrestag verdorben. “
„Ist einfach ganz blöd gelaufen, gestern. Entschuldigung. Meintest du das gestern ernst mit letztem Jahrestag?“ Oliver saß weiterhin ohne Kaffee am Tisch.
„Ja, meinte ich! Für den Moment zumindest. Du hattest ja am Ende nicht besseres mehr zu sagen als Uppsi.“
„Den Abend können wir doch bald nachholen, Schatz. Es tut mir leid.“
„Nein, die ganzen Verwarnungsgelder waren so teuer wie der Abend, wenn wir ausgegangen wären. Die habe ich gestern einfach so akzeptieren müssen, um lange Verfahren zu vermeiden. Die Ordnungswidrigkeitsverfahren wären bei mir in der Behörde geführt worden, von meinen Mitarbeitern. Und diese Peinlichkeit musste ich vermeiden. Den Polizisten, der angerufen hat, kenne ich aus ein paar anderen Verfahren. Der ist in Ordnung und er wird das nicht herumerzählen.“
„Verwarnungsgelder? Polizei? Ich hab ‘nen Filmriss“, sagte er, stand auf, ging wankend zur Küchenzeile, holte eine Tasse aus der Spülmaschine, wusch sie schnell ab und goss sich einen Kaffee ein. „Der ist aber dünn. Ist das Tee?“
„Nein. Kaffee. Ich hab ihn halt etwas dünner gemacht, als du. Musst du ja nicht trinken!“, giftete Sie zurück.
Oliver ging zum Kühlschrank und öffnete die Kühlschranktür. „Keine Salami mehr.“ Dann holte er die Frischhaltebox mit dem gelben Deckel heraus.
„Mach die Käsebox wieder zu oder ich breche dir hier quer über den Tisch!“, sagte Laura mit einem schrillen Unterton und kniff sich dabei die Nase zu.
„Was ist denn mit DIR los?“, fragte er und legte die Box wieder zurück in den Kühlschrank. „Mit welchen Ausdrücken wirfst du denn um dich?“ Er holte ein Glas aus dem Küchenschrank und füllte es mit Leitungswasser. Dann setzte er sich wieder an den Tisch. „Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht.“ Er kniff die Augen zusammen.
„Gestern hast du mir die neuen Topfblumen ins Büro gebracht, die ich mir zum Jahrestag gewünscht hatte.“
„Ja, okay.“ Aus einer Schublade der Küchenzeile nahm Oliver eine einzeln verpackte Brausetablette mit einem Schmerzmittel. Er öffnete das kleine Päckchen, entnahm die Tablette und warf sie in sein Wasserglas.
„Oliver, keine zwei Stunden später bist du betrunken Auto gefahren, zu schnell, ohne Papiere, mit Handy am Steuer, in einem Auto, das dir nicht gehört, das du dir ohne Absprache von deiner Mutter ausgeliehen hast und bei dem der TÜV abgelaufen ist!“ Laura knallte das Brotmesser im Takt ihrer Worte auf das Schneidbrett.
Oliver wusste, wenn Laura Oliver Oliver nannte, dann herrschte Alarmstufe ROT.
„Oliver, ich arbeite beim Ordnungsamt und leite die Abteilung für Verkehrsdelikte! Wenn das die Runde macht, dann kann ich mich da nicht mehr blicken lassen!“
In diesem Moment brummte Lauras Handy. Eine Sprachnachricht. Sie kam von ihrer Schwiegermutter und Laura spielte sie laut vor:
„Hallo Schwiegertochter, der Olli hat neben dem ganzen Chaos gestern auch noch meinen Weingeist ausgetrunken, den ich zum Backen brauche. Ich hatte so ein Apotheken-Fläschchen in der Ablage der Fahrertür und wollte heute meinen Kartoffelmehlkuchen für euch zu eurem Jahrestag backen. Du kommst aber jetzt allein zum Kaffee, oder? Der Olli braucht sich bei mir erstmal nicht blicken zu lassen. Das Auto sieht katastrophal aus. Ich habe es gerade von dem Abschleppunternehmen abgeholt und brauche wohl einen Tatortreiniger… Am Montag hätte ich eigentlich einen Termin in der Autowerkstatt wegen dem TÜV und so gehabt. Aber den muss ich jetzt absagen. Ich hab dem Polizisten gestern erst gesagt, dass es nur gestohlen worden sein kann. Da rechnete ich doch nicht mit, dass der Olli sich das einfach nimmt. Jetzt krieg ich vielleicht noch Ärger wegen Falschanzeige. Mit dem Olli hab ich noch ein ganz dickes Hühnchen zu rupfen! Aber nicht heute. Bis gleich dann, Laura.“
„Das war gar kein Hustensaft in der Flasche?“ Oliver kratzte sich am Kopf.
„Nein, das war sechsundneunzigprozentiger Alkohol. Langsam dämmert es, ne? Das erklärt auch, warum du dich noch im Auto Deiner Mutter, vor den Augen des Polizeibeamten übergeben hast. Warum wolltest du überhaupt Hustensaft trinken?“, fragte sie und schüttete sich noch ein wenig Kaffee ein, den sie mit viel Milch verdünnte.
„Okay, ich bin von deiner Dienststelle mit dem Auto zurückgefahren, hab mir an der Pommesbude noch drei Burger und einen Kaffee geholt. – Langsam kommt meine Erinnerung zurück.“ – „Und dann habe ich die Geschwindigkeit auf der Landstraße unterschätzt. Ich hab diese Technomusik gehört und da gehen immer die Pferde mit mir durch. Da ist diese Kurve, in der nur fünfzig erlaubt ist. Dort war ich zu schnell. Und dann schritt der Polizist auf die Straße und hielt mich an“, erklärte Oliver und nippte dabei abwechselnd an dem dünnen Kaffee und seinem Wasser.
„Und wo kommt der Hustensaft ins Spiel, Oliver?“
„Die Musik habe ich über mein Handy gehört. Das hatte ich in meiner Hand und da lief sogar noch das Musikvideo zu der Musik. Das Handy hab ich dann schnell ausgeschaltet und in den Fußraum geworfen – wo der Kaffee stand. Der ist dann umgefallen und ergoss sich langsam in den Fußraum. Da musste ich schnell hingreifen, zog dabei am Lenkrad und machte einen Schlenker nach rechts, so dass ein Polizeibeamter ausweichen musste. Das hat mich so nervös gemacht, dass ich einen Hustenanfall bekommen habe und instinktiv nach der Flasche in der Fahrertür griff. Ich nahm einen Schluck und dann kam alles hoch.“
„Und warum musste ich dich identifizieren? Wie konntest du dann so betrunken werden? Von dem einen Schluck wohl nicht.“
„Nein. Mein Geldbeutel mit den Papieren war in der Mittelkonsole und vollkommen bedeckt mit dem, was mir hochgekommen war. Ich hatte also keine Papiere. Als ich dann im Polizeiauto saß entdeckte ich in meinem Mantel den alten Flachmann von Opa, den ich letzten Winter beim Christbaumschlagen dabei hatte. Da war noch ein bisschen Kräuterschnaps drin.“
„Bist du eigentlich total verrückt, Oliver?“
„Ich hab ich mir gedacht, Tag im Eimer, jetzt ist eh alles egal. Auf der Fahrt ins Revier habe ich dann den Flachmann geleert. Aber dass mich der Likör so umhaut, das hätte ich nicht gedacht. Das war bevor sie mir Blut abgenommen hatten.“
„Das ist ganz großer Mist, Oliver, weißt du das? Du bist jetzt den Führerschein los! Wie willst du dann noch arbeiten?“
„Ich brauche keinen Führerschein. Als Taxifahrer möchte ich nicht mehr arbeiten. Du gehst doch arbeiten und seit deiner Beförderung es reicht für uns beide. Ich bleib zu Hause - keine Verpflichtungen.“
Laura war jetzt stumm. Schock, Entsetzen, Resignation und Unverständnis standen in ihrem Gesicht.
„Laura, irgendwas stimmt nicht mit dir.“ Er räumte den Tisch ab und ging mir der leeren Verpackung der Kopfschmerztablette ins Bad. Als er das Pedal des Badezimmermülleimers betätigte und sich die Klappe vollständig geöffnet hatte, sah er einen stiftartigen Gegenstand mit einem Sichtfenster an der Seite, in dem zwei gerade Linien sich kreuzten.
Oliver hielt inne und erinnerte sich schleierhaft an das Wort Überraschung, das er am Vorabend aus ihrem Mund gehört hatte.
„Uppsi, Olli“, hörte er Lauras Stimme hinter sich sagen.
Oliver wurde heiß und kalt. Hatte Laura ihm gerade mitgeteilt, dass sie schwanger war? Ihm wurde schwindelig. Er blickte nochmal in den Mülleimer. In de. Sichtfenster verschwanden die gekreuzten Linien. Dort schimmerte jetzt stattdessen so etwas wie sein Spiegelbild. Es war der Oliver mit Vollbart und langen Haaren. Der Oliver, der seit dem Grundwehrdienst soff wie ein Loch, der jeden Tag einen Pegel hatte, dem alles egal war, außer Laura. Sein persönliches Ordnungsamt. Laura, die alle Konsequenzen mit ihm trug, auch wenn sie ihm egal waren. Die Laura, die er anhimmelte. Die Laura, die ihn immer, seit der Schulzeit angehimmelt hatte.
Das vor ihm, das konnte nur eines dieser Dimensionsportale sein, von denen er einmal gehört hatte. Von dem Chinesen, der zwei Zimmer weiter im Studentenwohnheim wohnte, der das Pils probierte, aber nicht vertrug, und dessen Pilze Oliver probierte, diese aber nicht vertrug. Nicht so gut, jedenfalls. Die Dimensionsportale kamen immer mal wieder. Man musste die Augen schließen, um eine Verbindung herzustellen.
Er schloss die Augen und sah Laura im Flur der Wohnung ans Telefon gehen. Und er hörte Stimmen:
„Schreiber.“
„Guten Tag Frau Schreiber. Hier spricht Oberkommissar Kwiatkowski-Schulze von der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr-Kreis“, war aus der Hörmuschel des Telefonhörers zu vernehmen.
„Oh, hallo Horst“, erwiderte Laura.
„Laura?“
„Ja. Wie kommt es, dass du mich zu Hause anrufst?“
„Wir haben hier so einen total gammeligen Typen aufgegabelt. Total besoffen.“ Es war so, als ob man das Grinsen des Polizeibeamten durch das Telefon hindurch hören konnte. „Er behauptet, er sei dein Ehemann. Oliver Schreiber, geboren am 11. August 1980, kennst du den?“
„Ja.“ Laura ließ sich auf den Hocker fallen, der neben dem Telefonbänkchen im Hausflur stand. „Das ist mein Mann. Nicht schon wieder.“
„Oh“, klang es nun in einem professionell ernsten Tonfall aus der Hörmuschel. „Komm erstmal zu uns auf die Dienststelle. Du musst ihn identifizieren. Er hat keine Papiere dabei. Wenn er dann transportfähig ist, kannst ihn auch direkt mitnehmen.“
„Mir ist ganz schlecht! Ich komme jetzt gleich.“
***
„Oliver, das kann doch nicht dein Ernst sein! Mir reicht es jetzt!“
Laura warf die hochhackigen Schuhe zurück in den Schuhschrank und zog sich dann die flachen Ballerinas aus, die sie für die Autofahrt zur Polizeiwache angezogen hatte. „Ich habe heute im Büro extra früher Schluss gemacht, damit wir pünktlich in die Oper kommen!“ Sie ging ins Ankleidezimmer und legte das Abendkleid ab. „Und jetzt können wir es vergessen. Die werden dich so betrunken nicht hinein lassen!“ Sie öffnete eine Schublade und warf die guten Strümpfe hinein. „Ich bin echt sauer auf dich! Und das Essengehen können wir auch vergessen. Ich hatte auch eine Überraschung für dich!“ Dann legte sie die Spitzen-Unterwäsche ab und zog ein frisches Nachthemd aus der Kommode.
Als Oliver seinen Kopf um die Ecke reckte, um einen Blick auf seine entkleidete Ehefrau zu werfen, knallte sie die Tür vor ihm zu. Oliver torkelte zurück und fiel rücklings auf das Ehebett. In total verdreckter Gartenbekleidung, einschließlich seines dicken Wintermantels und der dicken Lederstiefel lag er nun da und sagte noch leise „Uppsi“ bevor er einschlief.
***
„Guten Morgen, Schatz. Hmmm… Kaffee… Darf ich eine Tasse?“, fragte er als er sich zu Laura an den nur für eine Person gedeckten Küchentisch setzte.
„Du und die Küchenzeile, ihr habt was gemeinsam. Ihr habt keine Tassen mehr im Schrank. Du musst dir eine aus der Spülmaschine nehmen und sie selbst abspülen“, sagte Laura und setzte ihren biestigen Gesichtsausdruck auf. Dann köpfte sie ihr Frühstücksei, anstatt es, wie sonst immer, zu klopfen. „Du hast uns den Jahrestag verdorben. Weißt du, was die Karten für die Oper gekostet haben? Weißt du, was ich für das Abendkleid bezahlt habe?“
„Hääh? Nein, du kümmerst dich doch um die Finanzen. Ich misch mich da nicht ein. Warum ist denn jetzt auf einmal Geld für dich ein Thema? Du sagst doch immer, wir kommen gut über die Runden. Ist einfach ein bisschen dumm gelaufen, gestern.“ Oliver saß weiterhin ohne Kaffee am Tisch.
„Und die Verwarnungsgelder, die ICH wegen dir gestern bei der Polizei bezahlen musste, um dich auszulösen? Ich musste die einfach so akzeptieren, um lange Ordnungswidrigkeitsverfahren zu vermeiden. Die Verfahren wären bei mir in der Behörde geführt worden, von meinen Mitarbeitern. Und diese Peinlichkeit musste ich vermeiden. Den Polizisten, der angerufen hat, kenne ich aus ein paar anderen Verfahren. Der ist in Ordnung und er wird das nicht herumerzählen.“
„Verwarnungsgelder? Polizei? Ich hab ‘nen Filmriss“, sagte er, stand auf, ging wankend zur Küchenzeile, holte eine Tasse aus der Spülmaschine, wusch sie schnell ab und goss sich einen Kaffee ein. „Der ist aber dünn. Ist das Tee?“
„Nein. Kaffee. Ich hab ihn halt etwas dünner gemacht, als du. Der muss ja nicht so stark sein. Problem?“, giftete Sie zurück.
Oliver ging zum Kühlschrank und holte die Frischhaltebox mit dem gelben Deckel heraus.
„Wenn Du jetzt die Käsebox auf machst, dann breche ich Dir hier quer über den Tisch! Ich kann das im Moment nicht riechen!“, sagte Laura mit einem schrillen Unterton.
„Was ist denn mit DIR los?“, fragte er und legte die Box wieder zurück in den Kühlschrank. „Mit welchen Ausdrücken wirfst du denn um dich?“ Während er ein Glas aus dem Küchenschrank holte und es mit Leitungswasser füllte, überlegte er, wie die Situation etwas auflockert werden könnte. „Der Verkäuferin an der Käsetheke habe ich neulich noch gesagt, dass ihre Arbeit doch mit der Arbeit in einer Parfümerie vergleichbar ist… Hahaha!“
„Oliver, hör bitte auf! Mir ist schlecht“, sagte sie mit einem angewiderten Gesichtsausdruck.
„Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht“, sagte er und kniff die Augen zusammen.
„Gestern hast du mir die neuen Topfblumen ins Büro gebracht, die ich mir zum Jahrestag gewünscht hatte.“
„Ja, okay.“ Aus einer Schublade der Küchenzeile nahm Oliver eine einzeln verpackte Brausetablette mit einem Schmerzmittel. Er öffnete das kleine Päckchen, entnahm die Tablette und warf sie in sein Wasserglas. Aus der Schublade nahm Oliver dann eine kleine Flasche Weinbrand, öffnete sie und goss einen Schluck des Inhalts in die Kaffeetasse.
„Du bist betrunken Auto gefahren, zu schnell, ohne Papiere, mit Handy am Steuer, in einem Auto, das dir nicht gehört, das du dir ohne Absprache von deiner Mutter ausgeliehen hast und bei dem der TÜV abgelaufen ist!“ Laura knallte das Brotmesser im Takt ihrer Worte auf das Schneidbrett.
„Echt? - Uppsi.“
„Uppsi? Ja, das ist wieder alles, was du dazu sagen kannst! Oliver, ich arbeite beim Ordnungsamt und leite die Abteilung für Verkehrsdelikte! Wenn das die Runde macht, dann kann ich mich da nicht mehr blicken lassen!“
„O.K., Laura, pass auf. Ich hab keine Ahnung, was da genau passiert ist, gestern. Aber...“
In diesem Moment brummte Lauras Handy. Eine Sprachnachricht. Sie kam von ihrer Schwiegermutter und Laura spielte sie laut vor: „Hallo Schwiegertöchterchen, der Olli hat neben dem ganzen Chaos gestern auch noch meinen Weingeist ausgetrunken, den ich zum Backen brauche. Ich hatte so ein Apotheken-Fläschchen in der Ablage der Fahrertür und wollte heute meinen Kartoffelmehlkuchen für Euch backen. Ihr kommt doch nachher zum Kaffee? Das machen wir doch immer so zu Eurem Jahrestag. Tschüssi… Ach ja. Der Olli wird sich von mir was anhören können. Das Auto sieht katastrophal aus. Ich habe es gerade von dem Abschleppunternehmen abgeholt und brauche wohl einen Tatortreiniger… Am Montag hätte ich eigentlich einen Termin in der Autowerkstatt wegen dem TÜV und so gehabt. Aber den muss ich jetzt absagen. Ich hab dem Polizisten gestern erst gesagt, dass es nur gestohlen worden sein kann. Da rechnete ich doch nicht mit, dass der Olli sich das einfach nimmt. Jetzt krieg ich vielleicht noch Ärger wegen Falschanzeige. Mit dem Olli hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen!“
„Oh, das war gar kein Hustensaft in der Flasche?“ Oliver kratzte sich am Kopf.
„Nein, das war sechsundneunzigprozentiger Alkohol. Langsam dämmert es, ne? Das erklärt auch, warum du dich noch im Auto Deiner Mutter, vor den Augen des Polizeibeamten übergeben musstest. Warum wolltest du überhaupt Hustensaft trinken?“, fragte sie und schüttete sich noch ein wenig Kaffee ein, den sie mit viel Milch verdünnte.
„Okay, ich bin von deiner Dienststelle mit dem Auto zurückgefahren, hab mir an der Pommesbude noch drei Burger und einen Kaffee geholt.“ – „Langsam kommt meine Erinnerung zurück.“ – „Und dann habe ich die Geschwindigkeit auf der Landstraße unterschätzt. Ich hab diese Technomusik gehört und da gehen immer die Pferde mit mir durch. Da ist diese Kurve, in der nur fünfzig erlaubt ist. Dort war ich zu schnell. Und dann schritt der Polizist auf die Straße und hielt mich an“, erklärte Oliver und nippte dabei abwechselnd an dem dünnen Kaffee und seinem Wasser.
„Und wo kommt der Hustensaft ins Spiel, Oliver? Erzähl mir doch nicht wieder so einen Humbug!“
„Die Musik habe ich über mein Handy gehört. Das hatte ich in meiner Hand und da lief sogar noch das Musikvideo zu der Musik. Das Handy hab ich dann schnell ausgeschaltet und in den Fußraum geworfen – wo der Kaffee stand. Der ist dann umgefallen und ergoss sich langsam in den Fußraum. Da musste ich schnell hingreifen, zog dabei am Lenkrad und machte einen Schlenker nach rechts, so dass ein Polizeibeamter ausweichen musste. Das hat mich so nervös gemacht, dass ich einen Hustenanfall bekommen habe und instinktiv nach der Flasche in der Fahrertür griff. Ich nahm einen Schluck und dann kam alles hoch.“
„Und warum musste ich dich identifizieren? Wie konntest du dann so betrunken werden? Von dem einen Schluck wohl nicht. Du warst doch bestimmt schon vorher wieder voll und hast dann Hunger gekriegt!“
„Nein. Ich war vorher nicht betrunken! Glaub mir! Und ich konnte mich nicht ausweisen, weil mein Geldbeutel mit den Papieren in der Mittelkonsole war. Er vollkommen bedeckt mit dem, was mir hochgekommen war. Ich hatte also keine Papiere. Als ich dann im Polizeiauto saß entdeckte ich in meinem Mantel den alten Flachmann von Opa, den ich letzten Winter beim Christbaumschlagen dabei hatte. Und der war noch fast voll. Kräuterschnaps.“
„Oliver, das soll ich glauben? Was tischst du mir als nächstes auf? Dass du dich versehentlich betrunkten hast?“
„Ja. Als die mich ins Polizeiauto gesetzt haben hab ich mir gedacht, jetzt ist eh alles egal. Auf der Fahrt ins Revier habe ich dann den Flachmann geleert.“ – „Uppsi. Das war bevor sie mir Blut abgenommen hatten.“
„Oliver, das ist ein ganz großer Mist, weißt Du das? Diesmal reicht es!“
„Mir tut es um den gestrigen Abend leid. Wirklich. Aber alles andere ist doch egal. Ich brauche keinen Führerschein. Ich bin eh nur noch einmal im Jahr gefahren. Und als Taxifahrer möchte ich nicht mehr arbeiten. Du gehst doch arbeiten. Das reicht doch für uns beide. Keine Verpflichtungen. Haben wir eigentlich noch Salami im Haus? Ich bekomme Hunger.“
„Nein. Ich kaufe keine mehr.“
„Laura, irgendwas stimmt nicht mit dir.“ Er räumte den Tisch ab und ging mir der leeren Verpackung der Kopfschmerztablette ins Bad. Als er das Pedal des Badezimmermülleimers betätigte und sich die Klappe vollständig geöffnet hatte sah er einen stiftartigen Gegenstand mit einem Sichtfenster an der Seite, in dem zwei gerade Linien sich kreuzten.
Oliver hielt inne und erinnerte sich schleierhaft an das Wort Überraschung, das er am Vorabend aus ihrem Mund gehört hatte.
„Uppsi, Olli“, hörte er Lauras Stimme hinter sich sagen.
Dann Olivers Reise in die anderen Dimensionen wieder vorbei. Das Dimensionsportal schloss sich. Oliver betrachtete erneut das Sichtfenster mit den gekreuzten Linien.
„Laura, hast Du Dich eigentlich nie gefragt, wie ich saufen konnte und trotzdem Geld als Taxifahrer verdient habe? Ich hätte mit dem Saufen überhaupt nicht aufhören brauchen. Das wäre aufs Gleiche herausgekommen.“ Oliver drehte sich um und sah in Lauras irritierte Augen.
"Was?", stieß Laura aus.
„Ich bin nie Taxi gefahren. Ich habe mich immer nur herumgetrieben. Das Geld ist aus einer Rente von der Bundeswehr. Ich habe eine Wehrbeschädigung, die mich zeugungsunfähig gemacht hat.“
Mit Tränen in den Augen ging Oliver zum Badezimmerschrank, öffnete die Spiegeltür und holte hinter dem Karton einer Massageölflasche eine kleine Flasche Wodka hervor, seine eiserne Reserve. Er öffnete die Flasche, blickte Laura tief in die Augen, und leerte den Wodka in einem Zug.
***